Kungsleden - Hiking in Lappland
20. - 26. Juli 2003
Nur ein kleiner unbedeutender Punkt in dieser phantastischen Landschaft,
die in alle Richtungen unendlich groß zu sein scheint...
So oder so ähnlich fühlt man sich, wenn man auf dem Kungsleden mitten in Lappland steht und das Panorama um sich herum betrachtet. Mit einem Bericht kann man dieses Gefühl nur ansatzweise vermitteln. Die hier aufgeschriebenen Erfahrungen beruhen auf einer 7-tägigen Wanderung auf dem Kungsleden in Nordschweden. Vielleicht machen sie Lust auf Wandern in Lappland.
Vorwort
In diesem Tagebuch möchte ich die Wanderung auf dem Kungsleden im Juli und August 2003 beschreiben. Wir waren insgesamt dreieinhalb Wochen mit dem Wohnwagen in Schweden unterwegs. Kiruna sollte unser Ausgangspunkt sein, um eine Woche wandernd in Lappland zu verbringen.
Da es unsere erste längere Wanderung mit voller Ausrüstung (Zelt, Kochgeschirr etc.) werden sollte, haben wir uns für die Strecke Nikkaluokta - Singi - Abisko entschieden. Dabei ist die Strecke bis Singi eigentlich ein "Zubringer" auf den Kungsleden. Der Kungsleden verläuft in nord-südlicher Richtung und ist eigentlich der Wanderweg im Norden.
Im Gegensatz zu den meisten Trekkern liefen wir die Strecke in süd-nördliche Richtung von Nikkaluokta nach Abisko, ein Vorteil, wie sich später herausstellte, denn während der Etappen hatten wir die meiste Zeit die Sonne und den Regen im Rücken.
Der Kungsleden ist auf diesem Abschnitt sehr gut markiert, so dass es auch für Anfänger keine Schwierigkeit sein sollte, die Strecke zu bewältigen. Der weiteste Teil dieses Sommerwanderweges ist identisch mit einem Winterwanderweg, an den man allenthalben durch rote Andreaskreuze erinnert wird.
Insgesamt werden wir in unserer Trekkingwoche eine Wegstrecke von ungefähr 105 km zurücklegen. Auf der Karte lassen sich die Etappen nachvollziehen.
Wie sich später herausstellte, ist es auch nicht die Länge der Strecke an sich, was anstrengt, sondern die Kombination aus Gepäck, Gelände, Wetterbedingungen und körperlicher Verfassung.
Manche Belastung kann schon ganz schön an der Motivation nagen.....
Wie es uns ergangen ist in dieser Woche, lässt sich in den folgenden Abschnitten nachlesen...
Strecke
Der Kungsleden besteht aus zwei Teilen, einem nördlichen (links) und einem südlichen (rechts) Streckenabschnitt. Er führt von Abisko in Lappland mit Unterbrechungen bis Sälen in Dalarna.
Der nördlichste Abschnitt verläuft von Abisko bis Vakkotavare. Wir werden über Nikkaluokta bei Singi auf den Kungsleden treffen und dann Richtung Norden wandern. Der Weg ist markiert und mit Brücken versehen. Meist bewegt sich der Weg oberhalb der Baumgrenze.
Obwohl der Kungsleden auf dem größten Teil der Strecke gut markiert ist, sollte man nicht ohne Karte ins Fjäll aufbrechen. Eine genaue Planung der einzelnen Etappen ist zudem ohne Karte nicht möglich.
Für den Kungsleden sind die Fjällkartan im Maßstab 1:100.000 am häufigsten. Wir kaufen sie an der Touristinformation.
Ausrüstung
Unser Zelt ist ein 2-Personen-Zelt für alle Jahreszeiten. Das Zelt ist extrem leicht (1900 g), denn schließlich muß man es ja tragen, ein Kompromiss, der zuungunsten des Platzangebotes ausfällt. Wir können deshalb die Rucksäcke nur zum Auspacken mit ins Innenzelt nehmen.
Als großer Vorteil stellte sich der Footprint heraus, eine leichte Unterlage für den Zeltboden, die man unter das Innenzelt legt. Sie schützt zusätzlich vor Feuchtigkeit, aber in besonderem Maße vor Matsch und Dreck.
Wir benutzen Kunstfaserschlafsäcke von Ajungilak und VauDee, mit denen wir sehr zufrieden sind. Auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt haben wir noch nicht gefroren.
Unter den Schlafsack gehört natürlich noch eine gute Matte. Eine optimale Lösung sind Therm-A-Rest Matten. Diese selbstaufblasbaren Matten haben ein relativ geringes Packmaß und isolieren optimal, weil die Luft im Gegensatz zu normalen Luftmatratzen in den Kammern nicht zirkulieren kann.
Nun zum Essen. Da wir noch keine Erfahrung hatten, haben wird verschiedene Fertiggerichte aus dem Supermarkt verwendet. Um den Brennstoff-Verbrauch möglichst gering zu halten, muß man zusätzlich darauf achten, daß die Gerichte nicht zu lange kochen müssen. Die üblichen Nudel-, Reis- und Kartoffelbreigerichte gibt es in zahllosen Variationen. Zum Frühstück haben wir uns mit Dauerschwarzbrot und Knäckebrot in Form gebracht. Zusätzlich und für unterwegs haben sich Müsliriegel und Schokolade bewährt.
Zum Kochen benutzen wir einen Benzin-Kocher, der von der Brennleistung sehr gut ist. Er ist wesentlich leichter als andere Kocher. Mit einem Windschutz ist das Wasserkochen ein blitzschnelle Sache.
Auf unserer Wanderung schleppte ich 22 kg und Rita 16 kg Gepäck mit durch Gelände. Trotz Regenhülle wurde die Wäsche zum Teil nass. Ein großer Müllsack im Inneren des Rucksackes löste später das Nässeproblem.
1. Etappe
Sonntag, 27.Juli 2003
Kiruna - Nikkaluokta - Kebnekaise Fjällstation
Um 8.00 Uhr ist Aufstehen angesagt. Nach dem Frühstück wird es ernst. Die Ausrüstung wird zusammengestellt und in den Rucksäcken verstaut.
Um 10.00 Uhr soll die Abfahrt am Busbahnhof Kiruna sein. Bis dahin muss der Wohnwagen auf dem aufgekundschafteten Standplatz gleich neben dem Campingplatz untergebracht werden. Unseren Saab lassen wir vor dem Rathaus gegenüber dem Busbahnhof stehen, in der Hoffnung, das dort nur ehrliche Menschen arbeiten ;-)
Wir sind ein wenig unruhig, weil sich bis 9.55 Uhr keine Menschenseele am Busbahnhof zeigt. Der Bus ist pünktlich und wir haben eine exklusive Fahrt als alleinige Fahrgäste nach Nikkaluokta. Um 11.15 stehen wir in Nikkaluokta, einer Ansammlung von einigen Häusern.
An der Station geht es noch ein letztes Mal zur Toilette, dann gehts ab ins Gelände. Die ersten Schritte sind noch ein wenig holprig, der Rucksack sitzt noch nicht richtig, da kommt mit einem Regenschauer auch schon der erste Ausrüstungs-Test:
Runter mit dem Rucksack, Regenjacke raus, Regenschutz über den Rucksack - ganz ganze wieder auf den Rücken - weiter gehts. Wenige Minuten später ist der Regen vorbei. Trotzdem entschließen wir uns, die 6,5 km bis zur Fährstation in Regenjacke weiterzulaufen.
An der Fährstation am Ladjotaure verpassen wir das Boot um eine halbe Stunde. Macht nichts, wir legen eine Pause mit Kaffee und einem Rentier-Burger ein. Wind zieht auf und treibt einige kräftige Wellen über den Ladjotaure. Um 15.00 Uhr soll das Fährboot starten. Es treffen aber noch einige Passagiere ein, so verzögert das ganze ein wenig. Die meistens Passagiere lösen Hin- und Rückfahrt, das bedeutet, das sie nur zur Kebnekaise-Fjällstation wollen. Wir lösen tapfer nur eine Einfach-Ticket.
Auf dem See geht es ziemlich heftig zu. Das Boot ist voll besetzt und schaukelt recht heftig. Nur keine Panik ... das erspart uns letztlich 6 km Wanderung (für 240,- Kronen). Durch das Bugfenster ist gelegentlich schon ein Blick auf das Kebnekaise-Massiv (2113 m) zu werfen.
Die letzten 6 km zur Fjällstation sind relativ locker abgelaufen, der Rucksack zerrt abends ein wenig an den Schultern, aber für den 1. Tag sind wir gut drauf!
An der Fjällstation kommen wir gegen 19.00 Uhr an und suchen wir uns im Umkreis einen Zeltplatz. Gar nicht so einfach, einen halbwegs ebenen Platz zu finden. Wir entscheiden uns für einen Platz zwischen Büschen, eher mückenanfällig, aber bei ständigem Wind kein Problem.
In der Station nutzen wir noch einmal alle Vorteile der Zivilisation, nicht ahnend, das es ähnlichen Komfort erst wieder am Ende der Tour gibt - fließendes Wasser, Küche mit vollständiger Ausstattung, Sauna mit richtigen Duschen, Ruheraum ... Zum Abendbrot gibt es Uncle Bens Risotto und Brot.
Abends bleibt uns der leichte Wind erhalten, es regnet aber nicht. Das Einschlafen ist ein kleines Problem. Es ist taghell und so richtig müde sind wir auch noch nicht.
2. Etappe
Montag, 28.Juli 2003
Kebnekaise Fjällstation - Singi
Gegen 11:15 Uhr verlassen wir die Fjäll-Station und wiegen zunächst einmal unsere Rucksäcke an der großen Waage. Ritas Rucksack wiegt knapp 16 kg, meiner ungefähr 22 kg. Doch glücklicherweise schleppe ich das ganze Essen mit. Der Rucksack kann also nur leichter werden.
Wir laufen also los und sind nach wenigen Schritten allein im Gelände. Rechterhand liegt das Kebnekaise-Massiv. Eine Besteigung - deshalb sind die meisten Gäste hier - verkneifen wir uns. Es würde einen zusätzlichen Tag mit einer 12-Stunden-Tour bis zum Gipfel bedeuten. Unser Weg führt gleich zu Beginn über eine große Sommerbrücke, die einen Gletscherabfluss überspannt. Die Sonne steht am Himmel, die ersten Kilometer sind relativ leicht zu laufen.
Das ändert sich, nachdem wir die erste Pause gemacht haben. Der Weg wird immer steiniger. Das Geröllfeld nervt, man kann keinen Schritt einfach vor den nächsten setzen. Man gut, dass es Wanderstöcke gibt, sie helfen uns, das Gleichgewicht zu halten und unterstützen uns bei Anstiegen.
Um 18:00 Uhr ist Singi erreicht. Singi ist unbewirtschaftet, d.h. man muss alles selbst erledigen. Gegessen wird diesmal "Globetrotter"-Nudeln-Bolognese im Doppelpack. Schmeckt gar nicht so schlecht und füllt gut ab.
Der nahegelegene Bach führt sehr wenig Wasser. Waschen ist wg. der Mücken nur zu zweit möglich, Rita wäscht sich und ich wedele mit dem Handtuch die Mücken fort. Am Zelt machen sich die Mücken breit, deshalb verziehen wir uns in das Innere und lesen noch ein wenig. Es ist noch taghell, eine Taschenlampe gebrauchen wir während der gesamten Tour nicht.
Im Morgengrauen hat es leicht geregnet, das draußen hängende Handtuch wird noch einmal richtig nass.
3. Etappe
Dienstag, 29.Juli 2003
Singi - Sälka
Am Morden ist der ganze Himmel blau und nirgends ist eine Wolke zu sehen. Das Frühstücken findet in der Hütte statt. Das ist natürlich recht bequem, so am normalen Tisch. Nach dem Frühstück klappt der Aufbruch problemlos. Das Zelt ist trocken und die Mücken geben Ruhe.
Der Blick in Richtung Süden zeigt nach Kaitum.
Wir wenden uns nach Norden und erreichen nach 5 km die Kuoperjakka, einer Übernachtungshütte für den Notfall. Hier treffen wir zwei Wiener, die uns von ihrer abenteuerlichen Anreise mit dem Zug erzählen. Der Kungsleden überquert noch die eine oder andere Brücke, teilweise recht abenteuerlich, doch meist sicher. Ein langer Rentierzaun teilt das Gelände, der nur durch ein Gatter passieren lässt.
Obwohl das Gelände über Stege relativ leicht zu gehen ist, macht Ritas Knie Probleme. Vielleicht eine Folge des "steinreichen" gestrigen Tages. Es hilft nur langsames Gehen.
Gegen Abend erreichen wir Sälka. Das Gelände am Bach bietet einen wunderschönen Lagerplatz. Wir beschließen, heute auf komplette Eigenversorgung zu setzen und auf den Kochkomfort in der Hütte zu verzichten. Vorm Essen geht es noch erst in die Bastu. Zwei freundliche Schweden weisen uns in die Geheimnisse der Fjällsauna ein. Schließlich gibt es hier keine Pumpen oder Duschen, geschweige denn elektrischen Strom. Alles wird mit der Edelstahlwaschschüssel erledigt. Das Abschrecken erfolgt im vorbeifließenden Bach - nein, nicht der für die Trinkwasserversorgung - bei knappen 5°C. Um vollständig unterzutauchen, muss ich mich flach auf die Kieselsteine legen. Herrlich !!
Nach der Sauna zwingt uns ein Regenschauer dazu, das Essen auf später zu verschieben. Heute ist der erste Einsatz des Kochers. Es gibt es Kartoffelbrei (4 Einzelportionen) Schmeckt ganz ordentlich, ist aber reichlich. Den Abwasch erledigen wir ebenfalls im Bach . Dieser führt aber genug Wasser.
Mit dem warmen Wasser in der Sauna nutze ich die Gelegenheit, Hemden und Unterwäsche zu waschen. Zum Trocken kommen sie auf eine Zeltleine.
Der Bach verursacht ein Rauschen, als ob man an der Autobahn übernachtet. In der Nacht zieht direkt über uns ein kräftiges Gewitter auf. Es donnert und blitzt mächtig. Trotz des heftigen Regens hält das Zelt 100% dicht. Das ist schon erfreulich.
4. Etappe
Mittwoch, 30. Juli 2003
Sälka - Tjäkta
Um 8:00 Uhr stehen wir auf. Es ist wunderschönes Wetter. Das Frühstück findet vor dem Zelt statt. Das Abrüsten des Lagers ist mittlerweile Routine. Aufgrund des nächtlichen Gewitters muss die Wäsche nun natürlich nass mitgenommen werden.
Die folgenden Kilometer laufen wir östlich des Tjäktjajåkka entlang. Das Tjäktatal wird immer breiter. Schneebedeckte Gipfel säumen links und rechts das Tal, durch das wir wandern. Die erste Pause ist richtig entspannend - herrliche Sonne, viele Blumen im Umfeld, Blick auf eine Stromschnelle - eine richtige Idylle.
Zum Tjäktja-Pass, der höchsten Stelle (1150 m) unseres Weges, sind es gut 3,5 km. Dieser Pass ist auch gleich die höchste Stelle des gesamten Kungsleden. Als wir den Anstieg zum Pass erreichen - es sind 350 Höhenmeter zu überwinden - fängt es an zu regnen. Dadurch gestaltet sich der Anstieg auf den feuchten Steinen schwieriger. Mitten auf dem Pass steht die Tjäktafjattja, eine Schutzhütte, in die wir einkehren und eine weitere Pause machen. Der Ausblick ist wunderschön. Auf der einen Seite blicken wir zurück in das ein weites, grünes Tal. aus dem wir gekommen sind. Auf der anderen Seite erwartet uns ein eher kahles Tal.
Weiter geht es nach 150 m bergab durch ein riesiges Stein- und Geröllfeld. Der Regen bleibt bis zum Erreichen der Tjäktahütte unser ständiger Begleiter.
Aufgrund des Wetters beschließen wir, in der Hütte zu übernachten. Der Preis beträgt 790,- SEK. Wir nutzen die Gelegenheit, unsere nassen Klamotten in den Trockenraum zu hängen.
Gestärkt von der zweiten Soja-Outdoor-Mahlzeit richten wir uns im 8-Bett-Zimmer ein. Das Zähneputzen erfolgt vor einer grandiosen Kulisse mit Schneebrett und Wasserfall im Hintergrund. Der Wasserfall lässt sich auch zur Dusche umfunktionieren.
Der Regen wird immer stärker. Spätabends trifft noch eine völlig durchnässte Familie ein, die die andere Hälfte des Zimmers mit Beschlag belegt. Im Zimmer lassen sich erstmalig die Fenster verdunkeln, ein neues Zubettgehgefühl.
5. Etappe
Donnerstag, 31. Juli 2003
Tjäkta - Alesjaure
Das Gespräch mit dem Hüttenwirt nach dem Frühstück ergibt Kurioses. Sein Schwager kommt aus Varel, seine Autos kauft er alle zwei Jahre in Aurich. Die anderen Gäste sind aufgrund der windigen, kalten und feuchten Nacht im Zelt ziemlich genervt. Also war unsere Entscheidung, in der Hütte zu übernachten richtig.
Um 10:15 Uhr gehts ab in Richtung Alesjaure. Da es immer noch heftig regnet, ziehen wir die Regenüberhosen an. Das Tal öffnet sich sehr weit. Es ist ebenes Gelände und deshalb leicht zu laufen. Trotzdem macht Ritas Knie erneut Probleme. Zwei Voltaren-Kapseln sollen die Pein lindern. Die Wirkung setzt allerdings spät bis gar nicht ein.
Später lässt der Regen nach und ich verzichte auf die Regenhose. Da sie nicht atmungsaktiv ist, ist die Wanderhose feuchter als ohne.
An einem imposanten Wasserfall machen wird eine Müsli-Pause. Unsere Faltsitzkissen machen sich auf den feuchten Steinen positiv bemerkbar.
Weiter gehts nach Alesjaure, nicht ohne noch ein kräftiges Regenschauer übergeholfen zu bekommen. Meine Wanderhose ist klatschnass, bis zum Erreichen der Hütte aber wieder aufgetrocknet.
Wir erreichen Alesjaurestugorna schon um 16:00 Uhr. Unser Zeltplatz liegt in der Nähe von Haus 2, in dem wir auch die Küche nutzen. Heute gibts die doppelte Portion Nudeln mit Waldpilzen, wieder einmal reichlich.
Unser Schwarzbrot geht zu Ende, deshalb kaufen wir im Proviantladen an der Rezeption noch ein Paket Knäckebrot. Zum Frühstück soll es Kakao aus dem Beutel geben.
Anschließend geht es ab in die Bastu. Sie liegt etwas abgelegen wie auf einer Wurt. Die Gelegenheit, sich wieder einmal gründlich zu reinigen, nutzen einige Leute, denn die Sauna ist reichlich voll. Trotzdem ist die Abkühlung im eiskalten Bach herrlich. Wegen der Strömung bin gehalten mich mit einem Seil in das Wasser zu begeben.
In der Hütte wird der Flüssigkeitshaushalt noch mit einem Tüten-Cappucino und Himbeersaft ausgeglichen. Dann gehts ab in den Schlafsack. Das Lesen vor dem Einschlafen bereitet im Zelt keine Probleme, schließlich ist es um 23:00 Uhr noch taghell.
6. Etappe
Freitag, 1. August 2003
Alesjaure - Abiskojaure
Heute stehen wir etwas früher auf (7:30 Uhr) als gewöhnlich. Die heutige Etappe ist 22 km lang, davon sollen die ersten 7 km mit dem Fährboot zurückgelegt werden. Da das Boot um 10:00 Uhr ablegt, wollen wird den Abfahrtszeitpunkt nicht verpassen.
9:50 Uhr stehen wir am Bootsanleger. Kein Mensch da ... Ein Schild an einem Fahnenmast gibt Anweisungen: die gelbe Fahne hissen, dann weiß der Fährmann auf der anderen Uferseite Bescheid. Und tatsächlich, es funktioniert. Es kommen noch zwei ältere Schweden aus Falun dazu, die wir gestern in der Sauna getroffen haben.
Der Fährmann stellt sich als Rentierzüchter heraus, wie er unseren schwedischen Mitfahrern berichtet. Bei herrlichem Sonnenschein fahren wir auf dem Alisjávri parallel zum Wanderweg. Angenehmer Gedanke, jetzt nicht laufen zu müssen.
Nach der Bootsankunft kauft Rita noch ein Stück getrocknetes Rentierfleisch - zum Probieren oder zum überleben?
Das Panorama beim Laufen ist beeindruckend, das Wetter tut ein übriges, wenn sich da nicht nachmittags wieder Ritas Knie zu Wort meldete. Die letzten Kilometer ziehen sich in die Länge. Mit zusammengebissenen Zähnen und kleinen Schritten erreichen wir um 17.30 Uhr Abiskojaurestugorna.
Die Hütten liegen in einem kleinen Birkenwäldchen. Wir richten uns mit dem Zelt "häuslich" ein, möglichst in leichtem Wind. Gegen die restlichen Mücken hilft Dschungelöl und Mückenspray, das einfach auf die Hemden gesprüht wird.
Zum Abendbrot gibt es Spätzlesuppe, nicht unbedingt empfehlenswert, denn nach kurzem Schwitzen war sie wieder auf der Stirn. In unserer Nachbarschaft stellte ein junges deutsches Pärchen, das wir bereits im verregneten Tjäkta getroffen haben, ihr Zelt auf. Es wurden Information über Anreise und weitere Planungen ausgetauscht.
Wir sitzen vor dem Zelt und bereiten uns Tee. Dazu gibt es Studentenfutter. Ganz idyllisch, wenn die Mücken nicht immer mehr nerven würden. Also liegen wir um 20:30 Uhr im Zelt und lesen noch eine Runde. Licht ist ja reichlich vorhanden.
Die Planungen für den morgigen Tag - es wird die letzte Etappe sein - sind noch nicht abgeschlossen. Da wir keinen Zeitdruck haben, wollen wir die Rückkehr vom Verhalten des Knies abhängig mache.
7. Etappe
Samstag, 2. August 2003
Abiskojaure - Abisko Turiststation
In der letzten Nacht ist die Temperatur ganz mächtig abgesackt. Mein Uhren-Thermometer zeigt 5,7°C. Mit unseren Schlafsäcken ist das kein Problem. Als Ausgleich herrschen um 7:00 Uhr mit 30°C Tropentemperaturen im Zelt.
Um 7:30 Uhr stehn wir auf und packen alles zusammen. Wir wollen versuchen, den Zug um 17:32 Uhr nach Kiruna zu erreichen. Um 9:30 Uhr ist Abmarsch. Wir kommen zügig voran.
An einer Hängebrücke an einem Abiskojakkazufluss machen wir kniebedingt eine Müslipause. Hier stößt eine Gruppe dänischer Jugendlicher zu uns, die erst wenige Stunden unterwegs sind, dafür aber schon mächtig geschafft aussehen.
Unser Weg zieht sich jetzt durch lichten Birkenwald parallel zum Abiskojåkka hin. Mit gelegentlichen Abstechern an das bietet er einen Anblick auf zerklüftete Stromschnellen und Wasserfallkaskaden. Den Höhepunkt bildet der Abisko-Canyon kurz vor der Turiststation.
Das Ende des Weges bildet ein Holzportal, nach dessen Durchschreiten man auf einem Asphaltweg zurück in der Zivilisation ist.
Vor der Abisko-Fjällstation laden wir auf einer Bank unser Gepäck ab. Im Keller des Gebäudes ist Duschen möglich. Wunderschön, nach den Anstrengungen der letzten Tage wissen wir eine heiße Dusche und frische Wäsche besonders zu schätzen.
Nach und nach treffen auch die Mitstreiter ein, denen wir auf unserer Wanderung begegnet sind. Im Restaurant lassen wir es uns mit Kaffee und Kaneel-Gifflar (schwedisches Hefegebäck) gutgehen. Bis zur Abfahrt des Zuges bleibt noch einiges an Zeit.
Am Bahnhof warten schon einige Trekker, die jetzt noch eine lange Heimfahrt vor sich. Der Zug trifft mit 10 Minuten Verspätung ein. Für uns bleibt noch ein letzter Blick auf Lapp-Porten und den Torneträsk.
Um 18:55 Uhr trifft der Connex-Zug in Kiruna ein. Noch einmal das Gepäck aufnehmen und die letzten Meter zum Rathaus laufen, wo wir den Saab unversehrt wieder vorfinden.
Damit ist für uns das Fjäll-Abenteuer endgültig zu Ende.
Die Tour in Bildern
Tag 1 - 3
Tag 4 - 7
anklicken für Bildergalerie